Bei einem Spaziergang mit meiner Schwester bin ich auf dieses Gedicht von Rainer Maria Rilke gestoßen. Es hat mich sehr berürht. Ja, es hat mich bewegt! Ich glaube, dass dieses Gedicht mich so sehr berührt, weil ich die beschriebene Erfahrung des Sommers, der kommt, der Antwort, die kommt „eines fremden Tages“… in den letzten Jahren öfters gemacht habe. Ebenso befinde ich mich gerade jetzt bei der einen oder anderen Frage in diesem Prozess des „in mir die Frage bewegen“ (und darf mich in Geduld üben bis eine Antwort erscheint 😊). Mir hilft dafür die Stille. Sie hat einen immer klareren Platz in meinem Leben und trägt mich durch den Alltag, durch meine Entwicklungen und durch die Realisierung von verschiedenen Projekten. Genau das möchte ich gerne im Rahmen meiner Angeboten mit Dir teilen: Raum für das Lauschen der inneren Stimme, Raum für Deine Fragen und die Antworten, die erscheinen wollen… gerne schaust Du unter Märchenzeiten, was Dich anspricht. Doch jetzt lasse gerne das Gedicht auf Dich wirken:

Was mich bewegt…

Man muss den Dingen
Die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann;
alles ist Austragen –
und dann
Gebären…

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit …

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages in die Antwort hinein.

Rainer Maria Rilke