Das Heidekraut
Es war einmal ein sanftes, frommes Mädchen, das lebte sehr einsam. Eines Tages ging es in den Wald.
Der Wald leuchtete in allen Grün-Schattierungen. Auch ließ ihn der Wind leise flüstern.
Als es einen Pfad entlang ging, hörte das Mädchen plötzlich eine Stimme. Sie kam von unten, von einem rundlichen Stein am Fuß eines Baumes: „Heb mich auf, heb mich auf!“, rief der Stein. Das Mädchen bückte sich und hob den Stein auf. Sie staunte, denn die Öffnung zu einem unterirdischen Tunnel erschien. Bevor das Mädchen realisieren konnte, was geschah, stieg aus diesem Tunnel ein leuchtender lila-farbiger Geist empor. Er bedankte sich bei dem Mädchen, für seine neue Freiheit. Das Mädchen beobachtete und bewunderte ihn einem faszinierten Lächeln.
Gleichzeitig legte es den Stein behutsam neben sich ab – ohne es wirklich zu merken.
Der Geist stieg weiter und weiter in die Höhe, bis er eine blasse lilafarbene Himmelsschicht erreichte. Da konnte er sich endlich entfalten, seine Kraft ausstrahlen und damit den Himmel nähren. Ein kraftvoll, intensiv leuchtender lila-farbiger Strahl erschien am Himmel, daraus fielen plötzlich viele zarte Federn auf die Wälder. Sie landeten sanft auf dem Waldboden und verwandelten sich in schöne, buschige Pflanzen, gut in der Erde verwurzelt, mit grünen und lila-blühenden Stängeln, die dem Himmel entgegenwuchsen.
Das Mädchen stand noch staunend vor diesem Wunder. Sie nahm dieses lilafarbige, feinstoffliche Band wahr, das sie mit dem Geist verband, senkte den Blick und pflückte dankend, voller Ehrfurcht und Demut, einen Stängel. Sie ließ ihn trocknen und somit für immer in ihrem Heim leuchten.
Christelle Oediger, Juli 2024 (Bretagne)